Das Thema Fotografie ist mittlerweile ein emotional heißes Eisen geworden. Dies liegt m.E. zum Einen daran, daß seit Entwicklung der digitalen Fotografie immer mehr fotobegeisterte Menschen sich diesem Betätigungsfeld mit Leidenschaft widmen, zum Anderen daran, daß diese sich damit aber auch gleichzeitig berufen fühlen dürfen, die Arbeiten anderer kritisieren oder loben zu können...
Dies wäre für sich gesehen ja alleine nichts Verwerfliches, wenn es dabei nicht um eine völlig individuelle Angelegenheit ginge. Es ist ja nicht wie beim Weitsprung - dort sind gemessene 7,60m exakt 7,60m. Wenn der Weltrekord nun mal bei 8,95m liegt, dann ist das Ziel eben verfehlt... Bei dem Thema Fotografie gibt es für mich persönlich kein Ziel, sondern nur die emotionale Bindung an ein Foto und die ist für jeden individuell verschieden. Ein 100 Jahre altes Foto, überbelichtet, mit Rissen, Macken und schrägen Linien berührt mich vielleicht mehr als ein sauber ausbelichtetes und mit Photoshop gekünsteltes Bild. Ich persönlich habe mich deshalb aus solchen Lob & Tadel Kritiken stets konsequent herausgehalten.
So ist auch die Auswahl der hier von mir vorgestellten Arbeiten stets auch immer ein Ausdruck emotionaler Verbundenheit zu eben diesen Fotos. Menschen, die meine Fotos kennen, würden wahrscheinlich andere ausgewählt haben...
Ergo, ein gutes Foto ist für mich alleine ein Foto, welches mich persönlich emotional anspricht.
Es ist egal, ob Leica, Nikon, Panasonic oder Canon - letztendlich macht das Auge und die Gelegenheit das gute Foto.
Ich persönlich fotografiere mit Leica und Nikon - wenn ich auch das puristische Menü der Leica favorisiere, jedes Fabrikat hat seine Vor- oder Nachteile.Ein knackscharfes Normal- , ein gutes Weitwinkelobjektiv, gute Filter und ein standfestes Stativ reichen aus. Ein gutes Teleobjektiv ist kein Muss, rundet das Equipment aber positiv ab. Mehr braucht es heute nicht, um gute Fotos zu machen. Alles andere ist Spielerei...
Ähnlich unterschiedlich sind auch die Meinungen zu der Motivwahl. Was macht ein gutes Bild aus? Das Motiv, die Schärfe, der einzigartige Ort? Die besten Fotos, die ich kenne, sind weder an weltbekannten Orten entstanden, noch zeichnen sie sich mit gestochener Schärfe aus. Aber sie berühren durch Anziehung oder Ablehnung...
In der Fotografie ist es doch wie in der Malerei. Kein Bild ist automatisch "ein alter Meister", nur weil das Bild 400 Jahre alt ist - Wenn mir das Bild nicht zusagt, kann es technisch und künstlerich noch so gut umgesetzt sein, ich würde mir das Bild nicht aufhängen...
Sicherlich bieten die aktuellen Bildprogramme eine nahezu unendliche Fülle an Möglichkeiten, Fotos beinahe schon grotesk zu verfremden. Natürlich gab es diese Bestrebungen zu jeder Zeit in der Entwicklungsgeschichte der Fotografie. Trotz Allem aber sollte das Ursprungsfoto seinen Charakter behalten.
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